brainWEEK 2019

 

Wer kennt es nicht, das Jojo?

Bereits die Griechen haben damit gespielt und das Auf und Ab, der an einem Faden angebundener Scheibe, beobachtet. Ursprünglich war die Schnur mit der Mittelachse fest verbunden. Dadurch war diese Ab- und Aufbewegung möglich. Einer Abwärtsbewegung folgt, wenn die Scheibe unten angekommen ist, unweigerlich die entgegengesetzte Aufwärtsbewegung.

Fast 1,5 Jahrtausende brauchte es, bis ein Amerikaner den Freilauf für das Jojo erfand. Damit gab es unendlich mehr Möglichkeiten, Jonglierfiguren mit der sich nun am Ende der Abwärtsbewegung frei drehenden Scheibe zu machen. Und nun gab es auch technische Weiterentwicklungen rund um diesen neuen Freiheitsgrad des Jojos. Schlaufen, Kugellager mit und ohne Sperre, Fliehkraftkopplungen, etc. – Eine noch freiere Variante des Jojo ist das Diabolo-Spiel; Bei dem die „Scheibe“ ganz von der Schnur gelöst wird und sogar frei im Raum jongliert werden kann.

Was hat das mit unserem Gehirn zu tun?

Es gibt mehrere Aspekte. Zunächst diese nur mit einem extrem geringen Kraftaufwand, kontinuierliche Bewegung. Im „Standardprogramm“ ständig aktiv und nur an den Wendepunkten eine kurze, kaum merkbare Ruhepause, und mit dem entsprechenden Know-how blitzschnell mit nur einer kleinen Handbewegung, die kühnsten Jonglierfiguren hervor zu bringen. Doch wenn der kleine, nicht bemerkbare Ruck, am Ende der Abwärtsbewegung ausbleibt, dann bleibt die Scheibe am Faden hängen und kommt ins Torkeln und die Aufwärtsbewegung ist nicht mehr möglich. Will man weiter spielen, ist es unerlässlich, den Faden wieder korrekt auf die Achse aufzuwickeln.

In der Gehirnforschung war es auch bis vor wenigen Jahren so, dass man glaubte, dass eine Hirnschädigung nicht zu beheben ist, dass die ausgefallenen Funktionen unwiderruflich verloren sind. Der Glaube an diese These konnte leider erst durch die bildgebenden Verfahren entkräftet werden. Und die These der Plastizität des Gehirns damit sogar bewiesen werden. Leider scheint dieses Wissen noch nicht überall in der intensivmedizinischen Praxis, der neurologischen Rehabilitation, der Nachsorge neurologischer Patienten und in der Politik angekommen zu sein.

Erfreulicherweise gibt es jedoch Wissenschaftler, die unbeirrt der Ignoranz in der Praxis dieses faszinierende Gebiet der Neurowissenschaften weiter voran treiben.

Leider ist es wie bei dem Jojo! Die Standardbewegung wird einfach so hingenommen, ohne sich auch dieser Faszination hinzugeben; denn warum kann eigentlich die Scheibe die Schwerkraft überhaupt außer Kraft setzen? Nur die Extraleistungen der Jonglierfiguren werden als faszinierend angeschaut, wenn z.B. das Jojo eine Waagrechtbewegung ausführt, oder wenn jemand die 345. Primzahl sofort aufsagen kann, oder fünf Sprachen perfekt beherrscht. Erst wenn das Gehirn ins trudeln kommt und der Standard offensichtlich nicht mehr abspulen kann, dann bemerkt man, wie faszinierend dieses Organ ist. Und hoffentlich gibt es dann genügend unterstützende Menschen um diesen Patienten, die an diese Plastizität des Gehirns nicht nur glauben sondern auch danach ihre Aktivitäten ausrichten.

Ich glaube sogar daran, dass es uns eines Tages möglich ist, auch daran zu glauben, dass selbst die Plastizität des Gehirns noch nicht das Ende unseres faszinierensten Organs ist. So wie das Diabolo, das sogar losgelöst von der Schnur, noch faszinierender ist als das Jojo.

Auch dieses Jahr machen Partner in Deutschland wieder bei der Internationalen Woche des Gehirns mit und zeigen diese Faszination auf. Die Aktionen zur brainWEEK 2019 finden im Zeitraum vom 11. bis 24 März statt.

Ich möchte Sie ganz herzlich zu den einzelnen Veranstaltungen einladen, die Dank der regionalen Partnern, die einzelnen Facetten unseres Gehirns erfahrbar machen. Allen Organisatoren ein herzliches Dankeschön, einen ganz besonderen Dank möchte ich Christine Hartwig aussprechen, die seit Beginn der brainWEEK sich voll für diese einsetzt und auch maßgebliche Impulsträgerin der jährlich neu gestalteten Themenlogos ist.

Mit freundlichen Grüßen

Karl-Eugen Siegel Gabriele Siegel Stiftung

Zusammenfassung der Aktionen im Bürgerhaus Neumarkt: LINK